Fotos der Reise

Tonga, Reisebericht (Juni 2001)

Die zwei peace corps leute haben wir heute zu besuch an bord. neben uns, captain und first officer als crew der Summertale, die zwei einzigen europäer auf der insel bei den etwa 1100 regulären inselbewohnern. bedingte europäer allerdings. erstens sind sie amerikaner, und zweitens ist der eine ein inder und der andere ein vietnamese. alles ist relativ. aber die zwei sind doch soweit 'europäer', als dass sie brot vermissen! das gibt's nicht auf der insel. weil das mehl ist alle. schon seit geraumer zeit. auf der Summertale gibt's brot. theres hat's gerade gebacken. ein grund mehr für einen besuch. der frachter, der das bringen soll, das mehl, der wird erst in einem monat kommen... sicher? maybe soon! das sagt die tonganische lady. gerade vorher, es war schon zappenduster, da hat's geklopft an der bordwand. ein kanu lag längsseits, mit besagter lady an bord inklusive gesamter familie. also ehemann, bruder, drei kinder, wovon das kleinste gerade mal krabbeln kann. sie kamen eben mal so vorbeigepaddelt und möchten unser schiff besuchen. dürfen sie! selbstverständlich. verständnisschwierigkeiten gibt's wenige. sie können drei sätze englisch und im übrigen benützt man hände und füsse. nur die tonganischen zeitbegriffe sind irreführend. darum erkläre ich sie euch kurz. wegen dem frachter und dem mehl und überhaupt.
also: 'soon' heisst, es wird mit ziemlicher wahrscheinlichkeit noch vor sonnenuntergang eintreffen. das ereignis. zum beispiel will man einklarieren. der Immigration Officer ist aber nicht verfügbar. neinnein! er ist nicht in einer sitzung, es regnet auch nicht, denn wenn's regnen würde liegt das gesamte leben lahm und man würde einen anderen zeitbegriff verwenden (siehe weiter unten!) sondern er ist zum fischen gefahren in die lagune. da hat man volles verständnis. auch ein Immigration Officer will mal was essen! aber er kommt 'soon', also heute noch. falls es bis dann nicht regnen sollte, weil dann wäre wieder alles anders. wie schon erwähnt.
also 'maybe soon', das kann schon einen zeitraum von bis zu einem monat beinhalten. das ereignis wird aber doch mit grosser wahrscheinlichkeit eintreffen. damit ist immer noch nicht der verregnete sich gerade beim fischen befindliche Immigration Officer gemeint, sondern zum beispiel der frachter, oder das flugzeug, das gestern hätte kommen sollen, wegen zuviel wind aber eben nicht, sondern unverrichteter dinge nach Neiafu zurückgekehrt ist und nun eventuell morgen wieder kommen wird oder vielleicht auch erst in einer woche, wie eigentlich im flugplan der Royal Air Tonga vorgesehen. aber kommen wird sie sicher, die kleine Twin Otter! denn sonst würde man sagen 'later'! wie zum fernsehprogramm, das es gibt in Neiafu, seit ein paar monaten. im fernseher kommt das bild, wie es sich gehört, und im radio der ton dazu. aber man wird das, eben 'later' dann mal kombinieren. bild und ton. aber hier, in Niuatoputapu, ist das alles auch nicht von besonderem interesse. weil es gibt eh keinen strom und somit keinen fernseher und den ton kann man ja auf seinem batteriebetriebenen radio empfangen von dem 170sm entfernten Neiafu.
und wie das jetzt ist mit dem im regen stehenden Officer, habe ich auch nicht verstanden. aber wenn, dann werde ich's euch erklären. maybe later.
Niuatoputapu, so heisst die insel. übersetzt: 'die heilige kokosnuss'. und im seglerslang profan einfach 'New Potato'. weil Niuatoputapu, das kann sich kein mensch merken. die insel gehört zum Kingdom of Tonga und liegt in der gruppe der Niuas. was 'reich an kokosnüssen' bedeutet. der waypoint S15°55.42/W173°45.64 bringt euch genau in die einfahrt zur lagune der heiligen kokosnuss. man muss einfach ein schiff haben. weil sonst ist's schwierig. mit dem flugzeug oder frachter, der maybe later dann auch die batterien für's radio bringt, um den ton vom nicht existenten fernseher zu hören, damit würde es bei genügend zeitvorrat eventuell gehen. lohnen würde sich das schon, denn die insel ist traumhaft schön und die bewohner die liebenswürdigkeit in person. echt! die wegreise ist dann vielleicht etwas ungewiss, aber ein guesthouse solle existieren auf der insel. wo allerdings, das weiss nicht mal der 'lonely planet', man müsse halt fragen. 
aber, sagt der indische-brot-vermissende-peace-corps-amerikaner, während seines zweijährigen aufenthaltes habe er sowieso noch nie einen touristen gesehen. nur die 'yachties' kommen vorbei. auf dem wege nach Neuseeland, zu beginn der Cyclon-Saison oder unterwegs nach norden. so wie wir eben. wir schweizer. schweizer? schokolade? nein! aber kühe! die gibt's! zwei! eine 'sie' und einen 'er'. gestiftet vom könig zwecks aufbau einer viehzucht. nur: der 'er' wohnt auf der einen seite der insel und die 'sie' auf der anderen. so geht's natürlich nicht, mit der vermehrung. also irgendwann, maybe later dann, wird man sie auch zusammen bringen. wegen den kleinen kühen und der milch. nun lebt man aber seit mehreren hundert jahren ohne milch. wozu also die eile? einfach aufessen sollte man sie, meint der tonganische ehemann, der im heck der 'Summertale' sitzt und einen fisch nach dem anderen aus dem wasser der lagune zieht. wobei unklar bleibt, ob er jetzt die fische oder die kühe meint mit aufessen. apropos essen! kochen tut man im 'omu'. das ist ein erdofen wo man alles reintut, was man zu verspeisen gedenkt. vielleicht eben auch die kühe und früher... ihr errinnert euch? Captain Cook war hier mal vor geraumer zeit. 'The friendly Islands' hat er sie genannt, wegen den bewohnern, den freundlichen.... nur, was Cook nicht wusste: er war zum dinner eingeladen. als hauptspeise! die tonganer haben das durchaus böse gemeint und auch überaus tückisch eingefädelt. allerdings, es wäre auch eine ehre gewesen, muss man bemerken. gegessen zu werden. aber eben. die leute waren noch am diskutieren der zubereitungsart. omu oder nicht! das war die frage. und Cook ist schon nichtsahnend mit seinen mannen von dannen gesegelt. ein europäer eben. immer in eile! wir auch. leider. weil verschiedene 'highlights' werden wir verpassen. zum schulfest wären wir eingeladen, übermorgen, und ein ritt in die berge und zum 'omu' dinner! als gäste! aber der wind, der seit einer woche nun schon aus norden geweht hat, ist am drehen. und wir wollen weiter nach Samoa.